Landespräventionsrat Niedersachsen
CTC - communities that care

Faustlos
Curriculum zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen und zur Gewaltprävention
Effektivität wahrscheinlich

Programminformationen

Ziel

Impulsives und aggressives Verhalten von Kindern vermindern und ihre soziale Kompetenz erhöhen, Defizite in der sozial-emotionalen Entwicklung beheben (mangelhafte Empathiefähigkeit, Impulskontrolle, Problemlösefähigkeit und mangelnde Kompetenzen im Umgang mit Ärger und Wut), kooperative Problemlösestrategien entwickeln, um sich bei der Lösung alltäglicher Probleme sozial angemessen verhalten zu können

Zielgruppe

Kinder in Kindergarten und Grundschule

Verhalten/Verhältnis
Methode

Durch FAUSTLOS lernen Kinder prosoziale Verhaltensweisen so, wie sie lernen, sich unsozial zu verhalten: Über Vorbilder, Erfahrung und Verstärkungen - sowohl "beabsichtigte" (Lob, Belohnungen) als auch "natürliche" (erfolgreiche Problemlösungen).

FAUSTLOS vermittelt im Gruppen- bzw. Klassenverband über einen längeren Zeitraum (Kita: 1 Jahr, Grundschule 3 - 4 Jahre) alters- und entwicklungsadäquate prosoziale Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle, das deutliche und bestimmte Mitteilen von Gefühlen und damit von persönlichen Grenzen, das konstruktive Lösen von Problemen (z.B. effektiv um Hilfe bitten oder mit Druck durch andere Personen umgehen) sowie den Umgang mit Ärger und Wut. Diese drei Bereiche sind in Lektionen unterteilt, die aufeinander aufbauen. Empathie ist ein "Set von Fähigkeiten und Fertigkeiten", das die Fähigkeit, die Gefühle anderer wahrzunehmen, zu verstehen und zu beantworten, einschließt. Empathie ist weder eine Tugend noch eine geschlechtstypische Charaktereigenschaft, sie kann zum großen Teil vermittelt werden. Impulskontrolle wird durch zwei Strategien gefördert: Interpersonelles kognitives Problemlösen und Training sozialer Verhaltensfertigkeiten. Problemlösen erfolgt durch die Vermittlung systematischer Gedankenschritte, die in sozialen Situationen eingesetzt werden. Das Training sozialer Verhaltensfertigkeiten vermittelt Verhaltensweisen wie "sich entschuldigen" oder "mitmachen", die in verschiedenen sozialen Situationen angewendet werden können. Umgang mit Ärger und Wut: Die Wahrnehmung der Auslöser von Ärger soll mit dem Gebrauch positiver Selbst-Verstärkungen und Beruhigungstechniken verbunden werden. So können Wutanfälle verhindert werden, und die Kinder haben die Möglichkeit, über den Vorfall nachzudenken, der den Ärger ausgelöst hat.

Fortbildungen für Lehrerkräfte und Erzieherinnen und Erzieher: Die Fortbildungsveranstaltung umfasst ein eintägiges Trainingsseminar und kann mit einer Zertifizierung durch das Heidelberger Präventionszentrum abgeschlossen werden.

Material / Instrumente

Materialien für die Grundschule: 51 Lektionen in 3 Grundschuljahren zu den Themen Empathieförderung (17), Impulskontrolle (19) und Umgang mit Ärger und Wut (15). Für die Vermittlung der Lerninhalte stehen Fotofolien zur Verfügung, die während des Unterrichts an die Wand projiziert werden und Kinder in verschiedenen sozialen Situationen zeigen. Die einzelnen Lektionen sind in einem Anweisungsheft zusammengefasst. Die Anweisungen gliedern sich in einen Vorbereitungsteil, eine Geschichte mit Diskussionsfragen und einen Vertiefungsteil mit Rollenspielen und anderen Übungen zur Übertragung des Gelernten. Zudem steht den Lehrkräften ein Handbuch zur Verfügung, das neben dem theoretischen Hintergrund Informationen zur Durchführung von FAUSTLOS enthält.

Materialien für den Kindergarten: 28 Lektionen in 1 Kindergartenjahr zu den Themen Empathieförderung (12), Impulskontrolle (10) und Umgang mit Ärger und Wut (6). Ähnlich wie für die Grundschule, allerdings werden für die Vermittlung der Lektionen Fotokartons eingesetzt, die Kinder in verschiedenen sozialen Situationen zeigen. In einem separaten Anweisungsheft werden die einzelnen Lektionen detailliert beschrieben. Um die Vermittlung der Lerninhalte für Kindergartenkinder möglichst attraktiv und lernförderlich zu gestalten, umfassen die Materialien für Kindergärten auch zwei Handpuppen: Ein Hund mit Namen Wilder Willi und eine Schnecke mit Namen Ruhiger Schneck. Diese beiden Tiere sind in einigen Lektionen die Haupttransporteure der Lerninhalte.

Programmbeschreibung

www.h-p-z.de mit zahlreichen Literaturhinweisen, zum Teil als download, dazu Angebot des Kursmaterials, das auch über den Hogrefe Verlag in Göttingen bezogen werden kann („Faustlos-Koffer“).

weiteres Material:

Schick, A., Cierpka, M. (2005). Prävention gegen Gewaltbereitschaft an Schulen: Das Faustlos-Curriculum. In: Cierpka, M. (Hrsg.). Möglichkeiten der Gewaltprävention. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 230-247.

Ansprechpartner

Heidelberger Präventionszentrum (HPZ)
Dr. Andreas Schick (Autor), Axel Dewald (Geschäftsführer)
Keplerstraße 1, 69120 Heidelberg
Tel.: 06221-914422
Email: hpz@h-p-z.de

Evaluation

Bowi, U., Ott, G., Tress, W. (2008). Faustlos – Gewaltprävention in der Grundschule. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 57, 509-520.


Schick, A., Cierpka, M. (2006). Evaluation des Faustlos-Curriculums für den Kindergarten. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 55, 459-474.


Schick, A., Cierpka, M. (2003). Faustlos: Evaluation eines Curriculums zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen und zur Gewaltprävention in der Grundschule. Kindheit und Entwicklung, 12, 100-110.
 

Eine kritische Auseinandersetzung u.a. mit der Faustlos-Evaluation:  
Eisner, M., Ribeaud, D. (2007). Markt, Macht und Wissenschaft: Kritische Überlegungen zur deutschen Präventionsforschung. In: Eisner, E., Ribeaud, D. (Hrsg.). Zur Evaluation von Gewaltpräventionsmaßnahmen: Drei Analysen zur Wirksamkeit von Interventionen. Zürich: Universität Zürich, Pädagogisches Institut, S. 3-15.

 
Das Programm wurde am 25.05.2011 in die Datenbank eingestellt
und zuletzt am 18.01.2024 geändert.
Kommentar der Programm-Verantwortlichen (19.07.2011)

Methodendarstellung ergänzt, Einstufung auf Grund der Evaluation von Bowi et al. (2008) korrigiert, Hinweis auf neue Internetadresse und auf "Faustlos für die Sekundarstufe" sowie auf Elternarbeit eingepflegt am 12. 8. 2011.


Konzept, Umsetzung und Evaluation

Konzeptqualität

Kriterien 1 a) bis 1 c) sind erfüllt.

Evaluation
Evaluationsmethode und Ergebnisse

Bowi et al. 2008:

Vorher-Nachher-Messungen über 3 Jahre mit (bedingt vergleichbarer) Kontrollgruppe ohne Follow-up an 266 Grundschülerinnen und -schülern. Stärkerer Rückgang der Aggressionskennwerte in der Interventionsgruppe als in der Vergleichsgruppe, insbesondere bei Jungen und bei Schülerinnen und Schülern mit hohen Ausgangswerten, Angleichung der (vorher niedrigeren) Empathiewerte der Interventionsgruppe an die der Vergleichsgruppe.

 

Ältere Studien:
Kindergarten: Prä-Post Vergleiche teils mit, teils ohne follow-up zwischen Kindern, Berichten von Eltern und Erzieherinnen und Erzieher aus je 7 zufällig der Experimental- und der Vergleichsgruppe zugewiesenen Kindergärten. Unterschiede zeigen sich nur in einigen der relevanten Merkmale.
Grundschule: Prä-Post Vergleiche teils mit, teils ohne follow-up zwischen Kindern, Berichten von Eltern und Lehrkräften aus zufällig der Experimentalgruppe (14) und der Vergleichsgruppe (7) zugewiesenen Grundschulen. Unterschiede zeigen sich nur in einigen der relevanten Merkmale.

 

Evaluationsergebnisse
überwiegend positiv
Evaluationsniveau und Beweiskraft
2 Sterne, vorläufige Beweiskraft

Kosten und Aufwand
mit (€) gekennzeichnete Posten erfordern finanzielle Leistungen an Externe

Handbuch (€), Unterrichtsmaterial (€), Fortbildung der Anwendenden (€)

erforderliche Kooperationspartner

Lehrkräfte und Schulleitungen bzw. Erzieherinnen und Erzieher, Kindergartenleitungen sowie Trägerorganisationen von Kindergärten

Zeit bis zu erwartbaren Auswirkungen auf Risiko- bzw. Schutzfaktoren
Unterstützung bei der Umsetzung

Kurzsteckbrief der Antworten des Programmanbietenden auf eine Umfrage des Landespräventionsrates Niedersachsen.


Erfahrungen mit dem Programm

Programm probiert in

Über 10.000 Kindergärten und Grundschulen im deutschsprachigen Raum, Adressen können ortsspezifisch beim Heidelberger Präventionszentrum (s.o.) erfragt werden.

Programm aufgenommen in anderen Datenbanken, best-practice-Listen o.ä.

Suchzugänge

Programm als PDF exportieren