Durch eine frühzeitig einsetzende Hilfe soll eine gesunde Kindesentwicklung erreicht und die Manifestation von kindlichen Entwicklungsstörungen vermieden werden. Ziel des Programms Babylotse ist das systematische und frühzeitige Erkennen und die Kontaktaufnahme zu Familien mit hohen psychosozialen Belastungen in der Schwangerschaft, vor bzw. unmittelbar nach der Geburt des Kindes im Sinne eines Früherkennungssystems, sowie bei Bedarf die verbindliche und nachhaltige Vernetzung in ein geeignetes Hilfesystem.
Psychosozial belastete Schwangere, Mütter/Familien mit Säuglingen, Kleinkindern
Psychosozial hoch belastete Familien sollen so früh wie möglich, also schon in der Geburtsklinik oder beim Frauenarzt, erkannt werden, damit sie wohnortnahe und passgenaue Angebote aus den existierenden Frühen Hilfen und anderen sozialen Sicherungssystemen erhalten können: Identifizierung psychosozial belasteter Mütter/Familien mittels Screenings auf Risikofaktoren (standardisierter Fragebogen) bereits vor oder möglichst frühzeitig nach der Geburt in Zusammenarbeit mit betreuenden niedergelassenen Gynäkogen und Gynäkologinnen, Geburtskliniken, Geburtshäusern oder betreuenden Hebammen.
Ergibt das Screening einen erhöhten Risikoscore oder gibt es Hinweise seitens des betreuenden Personals für ein erhöhtes Risiko, wird den entsprechenden Müttern/Familien von den Babylotsen ein standardisiertes Clearinggespräch angeboten und bei Einwilligung durchgeführt, um den tatsächlichen Hilfebedarf zu ermitteln. Im nächsten Schritt erfolgt die unterstützende Vermittlung in die passenden Hilfestrukturen. Der Kontakt bleibt bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes individuell angepasst bestehen (Monitoring). Standardisiert wird mindestens viermal im Verlauf des ersten Lebensjahres telefonisch Kontakt mit den Müttern/Familien aufgenommen.
Das Unterstützungsangebot durch Babylotsen steht letztlich allen Müttern/Familien zur Verfügung. Wird aber kein erhöhtes Risiko festgestellt, müssen die jeweiligen Mütter/Familien von sich aus aktiv Kontakt zu den Babylosten aufnehmen.
Weitere Informationen:
Stiftung SeeYou Familienorientierte Nachsorge Hamburg
http://www.seeyou-hamburg.de/
Stiftung Familienorientierte Nachsorge Hamburg SeeYou
Friederike Rieg (Bundeskoordinatorin)
Hammer-Steindamm
22089 Hamburg
Tel.: 040 - 605 66 2017
f.rieg@seeyou-hamburg.de
http://www.seeyou-hamburg.de/
Pawils S, Schwinn A, Koch U, Metzner F, Reiß F (2010). Endbericht Babylotse Hamburg. Modellhafte Evaluation der Wirksamkeit eines Sozialen Frühwarnsystems. Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Universitätsklinkum Hamburg-Eppendorf
in Kooperation mit Siefert S, Stiftung SeeYou Familienorientierte Nachsorge Hamburg
unveröffentlicht - liegt dem Landespräventionsrat vor
Pawils S, Wendt C, Metzner F, Härter M (2013). Endbericht Ambulanter Babylotse Hamburg. Modellhafte Evaluation der Wirksamkeit eines Sozialen Frühwarnsystems im ambulanten Setting. Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie Universitätsklinkum Hamburg-Eppendorf
in Kooperation mit Siefert S, Stiftung SeeYou Familienorientierte Nachsorge Hamburg
unveröffentlicht- liegt dem Landespräventionsrat vor
Pawils S, Schwinn A, Koch U, Metzner F, Reiß F (2010), Babylotse stationär:
prospektive Interventionsstudie, quasi-experimentell mit Vergleichsgruppe;
Vergleich der Veränderungsrichtung zwischen Müttern/Familien mit und ohne Risikofaktoren, also mit und ohne Babylotsenkontakt; durchgeführt 2008-2010 an einer Geburtsklinik in Hamburg
Interventionsgruppe (IG) (n=211): Mütter/Familien, mit Teilnahme am Babylotsen Programm nach Screening aufgrund eines erhöhten oder unklaren Risikos
Vergleichsgruppe (VG) (n=155): zufällig ausgewählte Stichprobe von Müttern/Familien, die aufgrund eines unauffälligen Screeningergebnisses keinen Kontakt zum Babylotsenprogramm hatten
Outcomeparameter Gesundheit der Kinder und Bindungsqualität zum 1. Geburtstag
Da die IG als Familien mit höherem Risiko identifiziert wurden im Gegensatz zur KG, können die Ergebnisse u.E. vorsichtig als positiver Trend zugunsten der Intervention interpretiert werden, auch wenn diese Interpretation durch die Autoren nicht vorgenommen wird.
Pawils S, Wendt C, Metzner F, Härter M (2013), Babylotse ambulant:
Machbarkeitsstudie, Bedarfsanalyse und prospektive Interventionsstudie, quasi-experimentell mit Vergleichsgruppe
Der bestehende Unterstützungsbedarf wird im Rahmen der Machbarkeitsstudie und Bedarfsanalyse bestätigt durch Angaben der befragten Mütter/Eltern (n=117), einer bundesweiten Befragung von Gynäkologen (n=1035), wie auch durch die Ergebnisse der Evaluation des Modellprojektes Babylotse Hamburg (stationär) und die Evaluation der rückläufigen Screeningbögen (n=487) des Projektes Babylotse ambulant (48% auffälligem oder unklarem Risiko). Die Akteursbefragung (Babylotsen, Mütter/Eltern, Arzthelferinnen, Gynäkologen) zeigt eine sehr gute Bewertung des Projektes. Die konkrete Begleitung durch die Babylotsen bedarf zur weiteren Optimierung (Zeitpunkt und Inhalt der einzelnen Kontakte) weiterer Evaluation. Eine Wirksamkeitsanalyse u.a. mittels des Outcomeparameters Selbstwirksamkeitserwartung lag zum Zeitpunkt des Endberichtes noch nicht vor. Die Rekrutierung der Teilnehmenden startete verzögert, so dass die notwendige Erhebung zum Zeitpunkt des 1. Geburtstages der Kinder noch nicht erfolgen konnte.
Kriterien sind erfüllt
Das Angebot der Babylotsen ist für die Familien kostenlos und freiwillig.
Geburtskliniken, Geburtshäuser, niedergelassene gynäkologische Praxen, Familienhebammen, Kinderarztpraxen, Frühe Hilfen
(jeweils einzeln oder in verschiedenen Kombinationen möglich)
Hamburg - Geburtskliniken: Albertinen Krankenhaus, Bethesda Allgemeines Krankenhaus Bergedorf, Ev. Amalie Sieveking Krankenhaus, Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg, Kath. Marienkrankenhaus Hamburg, Geburtshaus Hamburg, Helios Mariahilf-Hamburg, Asklepios Kliniken Wandsbek, Nord, Altona, Harburg und Barmbek
Hamburg - niedergelassene gynakölogische Praxen
Berlin - Charité Campus Mitte und Campus Virchow Klinikum
Wilhelmshaven - Reinhard-Nieter-Krankenhaus, St. Willehad Hospital
Frankfurt am Main - Bürgerhospital, Klinikum Frankfurt Hoechst
Münster - St. Franziskus Hospital
Dortmund - St. Johannes Hospital
Insgesamt über 30 Geburtskliniken in sieben Bundesländern. Weitere ambulante Angebote sind im Internet zu finden z.B. über den SOS-Kinderdorf Verband Wilhelmshaven Friesland oder den Kinderschutzbund Frankfurt am Main.