Ziel ist die Verhaltens- und Verhältnisprävention von psychischen Krisen. Stigma, Ängste und Vorurteile sollen abgebaut werden. Es soll gezeigt werden, wie Schüler*innen und Lehrkräfte gemeinsam seelische Gesundheit fördern können, damit alle die Schule schaffen und gute Zukunftsaussichten haben.
Hintergrund: ca. 75 % aller psychischen Erkrankungen beginnen in Kindheit, Jugendzeit und jungem Erwachsenenalter. In jeder Klasse sind 2 bis 5 Schüler*innen mit einem psychisch kranken Elternteil.
Klassen ab Klassenstufe 8 aller Schultypen und ihre (Klassen)lehrkräfte
Das Programm besteht im Kern aus einzelnen Schultagen. Die Schultage sollen wie ein „Eisbrecher“ wirken, damit das Thema psychische Gesundheit in der Schule bearbeitet werden kann und psychische Krisen klassenweise besprechbar gemacht werden können. Durch das Programm sollen Teilnehmer*innen und Institutionen ermutigt werden, bedürfnis- und lösungsorientiert weiter zu arbeiten und sich kommunal mit Akteuren aus Gesundheit, Jugendhilfe und Schule zu vernetzen, die sich für psychisches Wohlbefinden und gutes Aufwachsen von jungen Menschen engagieren.
Das Programm setzt an der Schlüsselstelle und dem Haupthindernis zur Verbesserung der psychischen Gesundheit an: Stigma reduzieren und Hilfesuchverhalten verändern.
Strategie: Information, Aufklärung und Kontakt mit Mitgliedern der stigmatisierten Gruppe.
Inhalt
Die Teilnehmer*innen …
• lernen Warnsignale psychischer Krisen kennen.
• sprechen über jugendtypische Bewältigungsstrategien.
• hinterfragen Ängste und Vorurteile gegenüber psychischen Krisen.
• erfahren, wo sie Hilfe erhalten und wie sie anderen helfen können.
• finden heraus, was ihre Seele stärkt und was sie als Klasse für seelisches Wohlbefinden tun können.
• begegnen Menschen, die psychische Krisen gemeistert haben.
Ausgangspunkt sind die Lebenserfahrungen der Schüler*innen. Häufige Themen: Prüfungsstress, Mobbing, Schulleistungen, Belastung durch Krankheit, Suizid, psychisch kranke Eltern, Süchte, Zukunftssorgen.
Methodik: Gespräch, Austausch, Gruppenarbeit, Diskussion, Rollenspiele
Team: Tandems aus Menschen, die beruflich und persönlich Erfahrungen mit psychischer Gesundheit, Krisen und Erkrankungen haben. Die Fachexpert*innen kommen aus Prävention, Gesundheitsförderung und psychosozialer Versorgung. Die persönlichen Expert*innen haben selbst psychische Krisen erfahren und gemeistert, sie studieren oder befinden sich in Ausbildung.
Die Begegnung mit den persönlichen Expert*innen wird als Schlüssel zur Veränderung von Einstellungen und bestenfalls Verhalten gesehen.
Broschüre „Was Lehrkräfte für psychisch belastete Schüler*innen tun können“
Fortbildungen für Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter und weitere Multiplikatoren
Wanderausstellung "Wie geht´s"
Anne-Kathrin Lange
Programmleitung „Verrückt? Na und!“
Irrsinnig Menschlich e.V.
Erich-Zeigner-Allee 69-73
04229 Leipzig
Tel.: 0341 492561-80
Fax: 0341 22289-92
E-Mail: a.lange@irrsinnig-menschlich.de
Conrad I, Dietrich S, Heider D, Blume A. Angermeyer M. C. & Riedel-Heller St. (2009): „Crazy? So hat!“ A school programme to promote mental health and reduce stigma – results of a pilot study. Health Education, 109(4): 314–328.
Conrad, D. Heider, G. Schomerus, M. C. Angermeyer & S. Riedel-Heller: "Präventiv und stigmareduzierend? Evaluation des Schulprojekt "Verrückt? Na und!", Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 2010.
Schulze, B. et al (2003): Crazy? So what! Effects of a school project on students’ attitudes towards people with schizophrenia. ACTA PSYCHIATRICA SCANDINAVICA,107:S.142-150.
Koschig, M., Conrad, I., Riedel-Heller, St. (2018): Abschlussbericht. Evaluation der Wirkungen des Programms »Verrückt? Na und!« im Setting Schule ausgehend von den Zielen des § 20a SGB V und des Leitfadens Prävention des GKV-Spitzenverbandes. Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health. https://www.irrsinnig-menschlich.de/app/uploads/2019/03/VNU_Abschlussbericht_final.pdf
Corrieri, S. et al (2015): Die Förderung psychischer Gesundheit in der Schule durch Schulcoaches: Evaluation eines Modellprojekts in Sachsen. Psychiat. Prax. 2015; 42: S. 82-89.
Kriterien sind erfüllt
Quasi-Experiment in der Praxis mit Prä-, Post- und 1 Follow-up-Befragung nach 3 Monaten mit insgesamt n = 210 Schüler*innen der Klassenstufe 9 und 10: Interventionsgruppe (IG; n = 120), Kontrollgruppe (KG; n = 90). Die Schüler*innen wurden zu Schulklima, Hilfesuchverhalten und Sozialer Distanz (SD) gegenüber psychisch kranken Menschen befragt. Zusätzlich wurden die beteiligten Lehrkräfte (n = 4) einmalig unmittelbar nach der Durchführung der Schultage befragt.
Ergebnisse: In der Interventionsgruppe konnte die soziale Distanz gegenüber psychisch kranken Menschen kurzfristig reduziert werden. Im Falle einer seelischen Krise stehen gleichaltrige Freunde als Ansprechpartner an erster Stelle (Hilfesuchverhalten). Auf Lehrer bezogen, sind die Klassenlehrkräfte die wichtigsten Bezugspersonen. Betroffene junge Erwachsene können Jugendlichen Mut machen, um einer seelischen Krise mit weniger Ängsten und Vorurteilen zu begegnen. Das Wissen der Schüler*innen zu psychischer Gesundheit, Krisen, Krankheit und Hilfe hat zugenommen.
Die beteiligten Lehrkräfte waren der Meinung, dass eine Sensibilisierung der Schüler*innen für psychische Gesundheitsprobleme erreicht worden ist und Informationen zu möglichen Hilfsstrategien vermittelt werden konnten.
Anwesenheit der Lehrkräfte ist erforderlich
Lehrkräfte, Schüler*innen, Schulen, Irrsinnig Menschlich e.V., regionale Kooperationspartner an den Programmstandorten.
National: Über 70 Standorte (Städte und Landkreise in 11 Bundesländern.
International: Österreich (Steiermark, Burgenland, Salzburger Land), Tschechien, Slowakei.
https://www.irrsinnig-menschlich.de/psychisch-fit-lernen/regionalgruppe-suchen/